Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Der ländliche Raum wird zunehmend als defizitär entworfen: Überalterung, Abwanderung und Rückbau der Infrastruktur markieren diesen Defizitdiskurs. Parallel hierzu steht eine Metanarration von der Entagrarisierung und Entbäuerlichung des Landes in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Am Beispiel von Niedersachsen, dem zweitgrößten Bundesland im Norden der Bundesrepublik, beleuchten die vorliegenden Beiträge einige Aspekte der Entwicklung im ländlichen Raum seit 1945. Unter einer kulturanthropologischer Perspektive erweist sich der ländliche Raum als weitaus vielfältiger als die gängigen Narrationen erwarten lassen. Die Beiträge zeigen die Potentiale herkömmlicher Forschungsfelder wie etwa die Erforschung ländlicher Baukultur. Zugleich demonstrieren sie, wie der ländliche Raum für innovative Fragen kulturwissenschaftlicher Forschung etwa im Bereich der Migrationsforschung, der Human Animal Studies, der neuen Wissensforschung oder der Geschlechterforschung ein wesentliches Untersuchungsfeld darstellt.